Sonntag, 12. April 2015

Ansichten zur Apple Watch

Seit Freitag Morgen 9:00 Uhr MESZ ist es so weit. Die Apple Watch kann offiziell vorbestellt werden. Mit Preisen von 399 Euro (Apple Watch Sport, 38mm-Gehäuse, zwei Armbänder) bis hoch zu 18.000 Euro (Apple Watch Edition) ist sie definitiv kein Geek-Spielzeug, sondern hegt den Anspruch einer ernstzunehmenden Uhr und versteht sich vor allem bei den höherpreisigen Modellen mehr als Schmuck denn als Uhr.
Über das Design lässt sich vortrefflich streiten. Ich mag rechteckige Uhren. Seit meiner ersten LCD-Uhr, Mitte der 80er Jahre, waren alle meine Uhren rechteckig. Seit meiner ersten Ausbildung, Anfang der 90er, trug ich sogar fast 20 Jahre gar keine Uhr. Anfangs weil sie für meine Arbeit störend war, später sorgte das Mobiltelefon zusätzlich dafür, dass ich keinen Bedarf mehr für eine Uhr hatte. 
Das änderte sich 2013, als die ersten ernstzunehmenden Smartwatches auf den Markt kamen. Meine Wahl fiel auf die Sony Smartwatch 2, die sodann als Weihnachtsgeschenk von Frauchen und dem Schwiegerdrachen unterm künstlichen Nadelbaum landete. Anfangs ungewohnt, vor allem durch das schwere und ungelenkige Metallarmband, machte es aber schnell wieder Spaß Uhr zu tragen. Das Metallarmband wurde flugs gegen ein praktisches Nylonarmband gewechselt und meine Welt war in Ordnung und 3-4 Tage Akkulaufzeit waren einfach super. Doch mich nervte eine Sache recht schnell. Sämtliche Funktionen mussten als zusätzliche Apps heruntergeladen und installiert werden. So war mein Telefon schnell überfüllt mit allerlei funktionslosen Apps, die lediglich Dienste für die Uhr bereitstellten. Für einen Puristen wie mich ein Affront und im Falle eines Handywechsels/Werksresets wäre es eine reine Katastrophe gewesen, die Uhr wieder in denselben Zustand zu versetzen. 

Im Sommer 2014 hatte Google die scheinbare Antwort auf meine Sorgen. Android Wear. Bessere Hardware, eine einheitliche Software-Plattform, die versprochene Unterstützung durch zahllose Apps und ein offenes Framework, das nur der Nutzung durch die Entwickler harrte. Ein Traum in androidem Grün.

Auf der IFA im Herbst hab ich mir dann die inzwischen schon recht zahlreichen Modelle von Motorola, LG und Sony angesehen, mich vom Potential von Android Wear überzeugt und mich, nach Abwägung allen Fürs und Widers, abermals für eine Sony entschieden. Die Smartwatch 3. Im Vergleich zur SW2 musste ich kaum Einbußen in der Akkulaufzeit hinnehmen, hatte aber ein deutlich leistungsfähigeres Gerät mit einem der seinerzeit höchstauflösenden Smartwatch-Displays. Der größte Vorteil war aber, dass ich gute 30% aller Apps von meinem Telefon wieder runterwerfen konnte. Was Android Wear kann, kommt über die Companion-App und native Unterstützung durch die jeweiligen Apps selbst.
Das Potential von Android Wear ist enorm und ich hoffte, dass die zahlreichen liebgewonnenen Funktionen meiner SW2 so nach und nach auf meiner SW3 verfügbar werden. Dazu gehört u.a. voller Zugriff auf meinen Kalender und meine Mails, Zugriff auf meine Benachrichtigungen, etc. pp.

Gucke ich nun mal so auf's Datum ist auch nach einem dreiviertel Jahr kaum einer meiner Wünsche tatsächlich in der Realität angekommen. Offensichtlich versteht Google unter eine Smartwatch lediglich ein Notification-Center am Handgelenk und nicht mal das beherrscht Android Wear wirklich gut. Positiv ist die nahtlose Google-Now-Integration und genau damit erschöpft sich aus meiner Sicht auch schon das ganze Konzept.
Hab ich eine Nachricht an der Uhr einmal gelesen, ist sie weg. Es gibt keine Liste der xxx zuletzt eingetroffenen Benachrichtigungen. Dasselbe gilt für meine Mails. Ich kann immer nur die zuletzt eingetrudelten Mails lesen. Hab ich eine Mail mal gelesen, finde ich sie nur noch am Telefon wieder. Für den Zugriff auf meinen Kalender müsste ich sogar eine zusätzliche App installieren, denn der "Google Calendar" hat auch Stand April 2015 immer noch keine Android Wear-Unterstützung. Google hat es also bis dato nicht einmal für die eigenen Apps und Dienste geschafft, eine halbwegs funktionale Android-Wear-Unterstützung abzuliefern. Und dort wo man Android Wear unterstützt, hat man leider auf halber Strecke aufgehört. So zum Beispiel Google Play Music. Ohne Frage kann man mit seiner Smartwatch prima die Musikwiedergabe steuern. Doch warum nur innerhalb einer Playlist? Ich hab eine Musikbibliothek von mehreren hundert Alben. Auch die Funktion, sich bis zu 2,5GByte Musik auf die Uhr zu laden ist zwar nett, aber nett ist nun mal nicht grundlos die kleine Schwester von scheiße. Die Datenübertragung erfolgt, obwohl die Sony SW3 auch WLAN hat, konsequent über Bluetooth. Der Upload vom Smartphone auf die Uhr dauert da schon mal ne geschlagene Stunde. Also vor dem Weg zur Arbeit “mal schnell" 2-3 neue Alben auf die Uhr ziehen funktioniert einfach nicht. Also lässt man die Musik doch lieber auf dem Smartphone und hört sie von dort. Das tut dem Akku der kleinen Uhr auch ganz gut. Nutzt man sie nämlich als MP3-Player, gehen nach 3-4h die Lichter aus.
Auch das sehr minimalistische, aber leider auch für Fehlbedienungen sehr anfällige User Interface hat Google bislang keiner grundlegenden Überarbeitung zugeführt. Einen gescheiten App Launcher sucht man vergeblich. Google hat die manuell startbaren Apps tief in einem Menü versteckt. Ein unnötiges Gewühle ist das und wahrlich unpraktisch. Einen vollwertigen App Launcher, wie ich ihn bspw. von der Sony SW2 kannte, kann man sich zwar als 3rd-Party-App nachinstallieren, der kostet aber Akkulaufzeit und die Stabilität der App lässt durchaus zu wünschen übrig.

Alles in allem muss ich Google leider attestieren, das Potential von Android Wear schlichtweg (noch) nicht genutzt zu haben und ich fürchte inzwischen, dass Android Wear eines dieser Projekte sein wird, die Google lautstark anfängt um sie später klammheimlich sterben zu lassen. Denn guckt man sich auf dem Smartwatch-Markt um, scheinen nur noch wenige Hersteller tatsächlich von dem Konzept überzeugt zu sein. Immer mehr neue Smartwatches kommen zwar auf den Markt, bieten aber fast alle ihre eigenen, proprietären Systeme. Auf Android Wear setzen nur wenige. Sogar LG, die seinerzeit zusammen mit Samsung und Motorola ganz groß die Werbetrommel für Android Wear gerührt haben, kommen nun mit einem eigenen System. Für mich ist so etwas immer ein schlechtes Omen. Die große Chance, mit Android Wear eine potente und umfassende Plattform für Wearables Realität werden zu lassen, hat Google aus jetziger Sicht ziemlich in den Sand gesetzt.


Und nun kommt auch noch Apple.
Oft hat man Apple vorgeworfen, den Zug verpasst zu haben. Sie seien mit ihrer eigenen Smartwatch, die ja schon seit bestimmt 3 Jahren herbeigemunkelt wird, einfach viel zu spät, um noch was vom Kuchen abzubekommen. Und jetzt, wo man endlich ein Produkt vorzuweisen hat, sind die Foren und Blogs voller Spott und Häme, weil Apple nicht nur das Akkuproblem nicht gelöst zu haben scheint, sondern auch noch saftige Preise verlangt.

Doch gucken wir uns die Apfel-Uhr doch mal zunächst in der Hardware an.
Das Einstiegsmodell, die Apple Watch Sport, kommt mit einem eloxierten Gehäuse aus einer Aluminiumlegierung, gehärtetem Display-Glas und zwei Silikonarmbändern daher. 399 Euro sind für das 38mm-Modell fällig und 449 Euro für das 42mm-Modell. Eine Akkuladung soll auf dem aktuellen Firmwarestand wohl knapp einen Tag reichen. Ein Wert, der wahrlich nicht zum Jubeln einläd. Der heilige Gral der Ingenieurskunst sieht in der Tat anders aus. Warum kostet der Kram also einfach mal 200 Euro mehr als die schon nicht ganz preiswerte Anroid-Wear-Konkurrenz?
Nun, die Erklärung dafür liegt im Detail. Zum einen ist die Apple Watch aus einem Stück gefräst - also Apples bewährtes Unibody-Design. Das kostet, inkl. der Oberflächenversiegelung, in der Herstellung schon mal etwas mehr als bspw. das gestanzte Blech meiner SW3 oder das Kunststoffgehäuse einer SW2. Über die elektronischen Interna kann man bei Apple nur munkeln. Das Innenleben ist nahezu vollständig verkapselt und hört auf den Namen “S1". Technisch soll dort ein Prozessor drin stecken, der dem A5 (iPhone 4/4s) wohl ebenbürtig sein soll. Im Vergleich zu Android Wear, wo ein etwas abgewandelter Qualcomm S400 drin steckt, reden wir also durchaus von gleichwertigen Prozessoren. Betrachtet man dabei, dass der Prozessor unter Android Wear mit Java und JSON gequält, der Prozessor der Apple Watch hingegen vom deutlich hardwarenäheren Swift umschmeichelt wird, sollte die Apple Watch in Sachen Leistung deutlich die Nase vorne haben. Gerade bei den Speicherzugriffen ist meine SW3 nun wahrlich keine Rakete. Das sollte bei Apple in der Theorie geschmeidiger laufen. Trotz des umfangreicheren UIs.
Beim Display sieht man dann, wo Apple die Kohlen hat liegen lassen. Die Apple Watch hat das mit großem Abstand brillanteste und schönste Display aller aktuellen Smartwatches. Abgerundete Kanten, wie beim Nexus 4 oder Samsung S6 Edge verleihen der Uhr eine Haptik zum Niederknien. Das Display selbst ist vollständig unter das Glas laminiert und die Berührungsoberfläche nicht einfach nur ein Touch-Grid, sondern “force sensitive”, kann also Berührungen unterschiedlicher Stärke auswerten. Ein weiteres Highlight ist die “Digital Crown” - ein digitales Pendant zur analogen Krone einer jeden mechanischen Armbanduhr. Damit soll ein zusätzliches Level an Interaktion möglich sein.

Ist die Apple Watch mit den Kenngrößen einen Kauf wert? Vergleiche ich die Features mit meinem Anforderungskatalog von vor 1,5 Jahren, muss die Antwort ganz klar “NEIN!” lauten. Mit 3  (oder mehr) Ausrufezeichen!
Meine Mindestanforderungen an eine Smartwatch sind und waren immer eine Laufzeit von deutlich mehr als 2 Tagen, austauschbare Standardarmbänder und das Laden des Akkus mit Standard-Ladekabeln. Apple reißt nicht weniger als jede einzelne dieser Latten und zwar schon im Absprung.

Wenn da nicht meine persönlichen Erfahrungen von 1,5 Jahren Smartwatch und gut 2,5 Jahre intensives Verfolgen der technischen Entwicklung auf dem Gebiet wären.
Ich habe schon einiges gesehen, viel ausprobiert, viel Geld für diesen Schnickschnack bezahlt und das meiner Ansicht nach aussichtsreichste Konzept (Android Wear) lässt mich derzeit ziemlich desillusioniert in der Gegend rumstehen.

Wenn mir meine Erfahrungen eines sagen, dann, dass die beste Hardware nichts nützt, wenn die Software Murks ist und als derzeitiges Zwischenfazit ist Android Wear leider Murks. Ein nicht zu ende gedachtes Experiment. Viel Potential - viel liegen gelassenes Portential.
Bei Apple hat man sich jedoch nicht nur über die Hardware, sondern auch über die Software ernste Gedanken gemacht. Freilich reden wir von einem Erstserien-Modell, wo sich nach einigen Monaten Praxis-Einsatz durchaus noch einige Optimierungsmöglichkeiten finden werden, doch das Konzept an sich ist in Hard- und Software schlüssig und durchdacht. Und nicht nur das. Apple hat frühzeitig die Entwickler mit ins Boot genommen und sie angehalten, die Apple Watch in ihre Apps zu integrieren und ist sogar selbst mit guten Beispiel vorangegangen. So sind Stand heute, also knapp 2 Wochen vor dem offiziellen Release schon weit über 100 Major-Apps bereit für die Apple Watch. Das ist mehr als Android Wear nach einem 3/4 Jahr Marktpräsenz zu bieten hat. Zudem hat Apple strenge Design-Richtlinien. Das ist für manche Zensur, für andere ein Garant für ein Mindestmaß an Qualität und UI-Treue. Ich tendiere inzwischen mehr zu letzteren. 
Wenn also Apple am 24.April seine Apple Watch an die ersten Käufer ausliefert, stehen die Nutzer vor einem weitgehend fertig entwickelten Ökosystem, das sie sofort umfangreich nutzen können.

Schaut man sich die schon zahlreichen Testberichte zur Apple Watch an, so hinterlässt sie jedoch auch ein sehr zwiespältiges Bild.
So können auf der Uhr laufende Apps keine Daten im Hintergrund nachladen, sondern nur dann, wenn die jeweilige App aktiv ist. Das resultiert dann in sichtbaren und oft nervigen Wartezeiten. Das wird dadurch noch verstärkt, dass bei der Apple Watch zur Kommunikation mit dem Smartphone ausschließlich Bluetooth verwendet wird, obwohl auch die Apple Watch über ein eingebautes WLAN-Modul verfügt. Viele Apps machen wohl auch den Eindruck, noch nicht wirklich fertig zu sein. Oft fehlt einfach nur ein für die Uhr angepasstes User Interface und so liefern die Apps manchmal viel zu viele Informationen. Das muss sich erst noch entwickeln.
Hinzu kommt, dass es auch Apple nicht gelungen zu sein scheint, Smartwatches zu einem Must-Have-Gadget zu machen. Viele Funktionen sind halt einfach nur pure Spielerei und bestenfalls ganz witzig. Den Durchbruch wird diese Generation der Apple Watch sicherlich noch nicht bringen und es ist fraglich, ob Smartwatches überhaupt ein Massenphänomen werden, wie es Smartphones inzwischen sind.

Ohne Frage wird die Apple Watch aus dem Stand heraus die meistverkaufte Smartwatch der Welt werden. Vermutlich ist sie das bereits sogar schon. Dafür sorgt Apple selbst mit einer gigantischen Werbekampagne, die in Umfang und Kosten bislang einmalig ist. Außerdem schafft es kein anderer Hersteller, eine derart treue (teilweise auch krankhaft fanatische) Fan-Gemeinde um sich und seine Produkte zu scharren, die einfach alles kaufen, solange nur ein angebissener Apfel drauf ist. Und, das muss man Apple auch einfach zugestehen, kein anderer Hersteller bietet ein derart unkompliziertes und dennoch leistungsfähiges Ökosystem aus Software, Hardware und Diensten.


Werde ich mir eine Apple Watch kaufen?

Erst mal nicht.
Zum einen hat Google unter der Hand bereits angekündigt, dass Android Wear auch für iOS kommen wird. Das würde mir vorerst genügen und ich könnte in aller Ruhe die Entwicklung verfolgen. Zum anderen bin ich von der Apple Watch einfach noch nicht restlos überzeugt. Der Akku ist für meinen Geschmack zu schwach und das System noch zu sehr auf Apples eigenes Ökosystem beschränkt. Ich nutze nun mal kein Facetime, sondern Hangouts, kein Apple Mail, sondern Inbox, etc. pp. und so lange die entsprechenden Apps noch nicht so weit sind, wäre es für mich eine ziemlich harte Einschränkung. Außerdem sind die Lieferzeiten für die Apple Watch derzeit jenseits von gut und böse. Mein Wunschmodell (Sport, Space Gray, 42mm) ist die meist bestellte Apple Watch und die Lieferzeit entsprechend spät. Apple gibt derzeit für dieses Modell eine zweimonatige Wartezeit an.


Man muss auch mal abwarten, welchen Produktzyklus Apple für die Apple Watch angedacht hat. Möglicherweise lohnt ja das Warten auf die zweite Generation.

Eine Bereicherung und ein grandioser Ideengeber für den noch jungen Smartwatch-Markt ist die Apple Watch aber jetzt schon und wenn Apple für das nächste Quartal die Verkaufszahlen veröffentlicht, wird sich zeigen, dass man in Cupertino wieder einmal sehr viel richtig gemacht hat.
Ob die Uhr den Startschuss für eine Smartwatch-Euphorie geben wird, bezweifle ich. Dazu sind die technischen Schwächen noch zu groß und dem Konzept Smartwatch fehlt immer noch die "Killer-Anwendung".

Samstag, 6. September 2014

IFA 2014 - ganz persönliche Eindrücke

Auch dieses Jahr war der Besuch der IFA unterm Berliner Funkturm eine gern besuchte Pflichtveranstaltung. Und zwar aus einem ganz bestimmten Grund. 2014 ist das Jahr, in dem Smartwatches endlich aus ihrem Nischendasein erhoben wurden und auch medial eine etwas breitere Aufmerksamkeit erlangt haben. Das führt dazu, dass das Interesse der Kunden inzwischen groß ist und auch mehr und mehr Hersteller diesem Interesse mit eigenen Produkten Rechnung tragen.

Smartphones und Tablets interessierten mich nur am Rande, Fernseher, Waschmaschinen und Kühlschränke eher weniger. Interessant sind auch die vielen kleinen chinesischen Stände mit allerlei Gimmicks. Das meiste davon wird aber oft nicht den Weg in den deutschen Einzelhandel finden, sondern hauptsächlich als Direktimport über eBay verkauft werden. Doch gerade hier kann man sehr spannende und neue Ideen sehen.

In Sachen Smartwatches standen bei mir genau drei aktuelle Produkte im Fokus. Die Sony SmartWatch 3 - für mich als Besitzer einer SmartWatch 2 natürlich irgendwo auch eine Art Heimspiel. Die LG G Watch R - LGs erste runde Smartwatch, die in aller erster Linie das Versprechen halten muss, die konzeptionellen Fehler der ersten G Watch behoben zu haben. Und die Asus ZenWatch. Die erste Android Wear Smartwatch mit gebogenem Display.

Die größte Enttäuschung - das gleich vorweg - war ASUS, die auch dieses Jahr wieder mal nicht auf dem IFA-Gelände vertreten waren, sondern ihre eigene Veranstaltung in der "Berliner Freiheit" am Potsdamer Platz durchführten. Tja, dann haben sie halt Pech gehabt. Nach 4h IFA hatte ich wahrlich keine Lust mehr auf diese "Ehrenrunde".



Fangen wir mit Sony an. War man letztes Jahr noch im City Cube, den sich dieses Mal Samsung gemietet hat, hat man dieses Jahr eine nicht minder prominente Standortwahl getroffen. Gleich die erste Halle gehört den Japanern und die bieten einen enormen Auftakt.



Mit dem SmartBand und dem SmartBand Talk (Foto) hat Sony zwei Geräte im Portfolio, die sich mehr an Sportler richten, wobei das SmartBand Talk fast schon eine abgespeckte Smartwatch ist. Es kann Sprachbefehle ans Smartphone weitergeben und zeigt auf einem eInk-Display einige rudimentäre Informationen wie Uhrzeit, Schrittzähler und ähnliches an.

Gleich einen Tisch weiter lag das Corpus Delicti - die Sony SmartWatch 3. Entgegen aller früheren Aussagen hat Sony ja nun doch eine Smartwatch mit Android Wear auf den Markt gebracht. Man hat offensichtlich die Vorzüge der Plattform erkannt. Das bedeutet natürlich auch, dass die bisherigen Smartwatches (SW1 und SW2) in Zukunft voraussichtlich etwas weniger Aufmerksamkeit erhalten. Insbesondere auch durch die Entwickler.
In aktuell 4 Farben (rot, gelb, weiß und schwarz) buhlt Sony um die Gunst der Kunden, die es gern etwas bunter mögen. Technisch hat man viel bewährtes beibehalten. So kann man auch die SmartWatch 3 weiterhin mit einem MicroUSB-Kabel aufladen, was ihr im Gegensatz zur gesamten Konkurrenz ein unschlagbares Kaufargument in die Hände spielt. Dennoch ist die Uhr nach IP67 Wasser- und Staubdicht. Kann also auch mit unter die Dusche oder zum Baden mitgenommen werden. Passend dazu sind auch Sonys Smartphones und Tablets wasserdicht.
Ein weiterer Vorteil zur Konkurrenz ist das Display. Auch bei der SW3 setzt Sony auf ein transflexives LCD, das der SW2 schon eine beachtliche Akkulaufzeit von 3-4 Tagen beschert hat. In Anbetracht der etwas potenteren Hardware (Andoid Wear typische: Snapdragon 400, 512MB RAM, 4GB Flash, 400mAh-Akku) wird die SW3 vermutlich nicht ganz die Akkulaufzeit der SW2 erreichen, sollte aber die Konkurrenz übertreffen können. Leider gab man zur Akkulaufzeit noch keine Auskunft.
Ebenfalls herausragend sind einige Funktionen wie bspw. der integrierte GPS-Empfänger, der Motion-Tracking auch ohne verbundene Smartwatch ermöglicht, was für Sportler mglw. interessant sein könnte. Die SW3 ist derzeit die einzige Smartwatch am Markt, die bereits jetzt alle Funktionen des kommenden Android Wear Updates unterstützt. Bedeutet, ab Oktober kann die Uhr noch mal einige Funktionen mehr als die gesamte Konkurrenz.
Leider bedeutet Licht auch immer wieder Schatten. Entgegen der letzten beiden Generationen kann man bei der SW3 das Armband nicht mehr durch ein Standard-Armband ersetzen. Das Uhrengehäuse ist in ein Silikonarmband eingepresst. Dort kann man es zwar leicht entnehmen, einsetzen kann man es aber nur in passende Sony-Armbänder, die für etwa 25 Euro Listenpreis den Besitzer wechseln werden. Eine Befestigungsmöglichkeit für Federstifte gibt es leider nicht mehr. Vielleicht erbarmt sich ja ein Dritthersteller und bastelt um die Uhr ein entsprechendes Chassis.
Auch das Design sieht eher uninspiriert aus. Da haben LG und Motorola derzeit deutlich schickere Uhren im Angebot.
Die Preisempfehlung von Sony liegt bei 199 Euro. Ab Oktober soll die SW3 dann im Laden liegen.



Richtig geflasht hat mich allerdings das Sony Xperia Z3 Tablet Compact. Ein 8-Zoll Tablet, das in meinen Augen den Begriff "Tablet" neu definiert. Superdünn (6,4 mm), extrem leicht (272g) - also sprichwörtlich federleicht - und trotzdem mit schneller Hardware und großem 4400mAh-Akku, der 13h durchhalten soll. Natürlich wasserdicht und mit SD-Karte erweiterbar. Das riecht nach einem Pflichtkauf. Sonys Preisvorstellung liegt hier bei 379 Euro.




Auch die Smartphones Xperia Z3 und Z3 Compact haben mich technisch und optisch absolut überzeugen können. Sony wird 2014/2015 offenbar ein sehr deutliches Wort mitreden. Ein Geheimtip sind deren Geräte ja schon länger nicht mehr.


Weiter ging's zu LG, deren G Watch R gehört optisch auf jeden Fall zu den interessantesten Uhren dieses Jahr. Technisch hat das Vorgängermodell, die G Watch, ja eher weniger überzeugen können. Akkulaufzeiten von maximal 1,5 Tagen, technische Mängel wie korrodierende Kontaktflächen, der fehlende Hardware-Button, der fehlende Umgebungslicht-Sensor, etc. pp. . Bei der G Watch hat LG fast alles falsch gemacht, was nur ging. Ein typischer Schnellschuss eben, um Android Wear am Markt zu platzieren. Nun steht die G Watch R in der Pflicht, die Fehler zu korrigieren und teilweise kann LG hier tatsächlich Erfolg vermelden.
Die Uhr verfügt nun endlich über einen Hardware-Button, um die Uhr zu aktivieren bzw. deaktivieren und der Akku wurde minimal vergrößert. Auch LG gibt sich zur Akkulaufzeit etwas bedeckt. Ich orakel mal in die Runde und prophezeie eine Laufzeit von etwa 2 Tagen, mglw. etwas mehr. Man kann weiterhin das Armband wechseln und - tada - sie ist rund. Im Gegensatz zur Motorola Moto 360 ist sogar die komplette Fläche als Display nutzbar. Man muss also keinen hässlichen schwarzen Balken ertragen.
Nicht beseitigt hat LG die Idee, die Uhr nur per spezieller Dockingstation laden zu können und auch die dazu nötigen Ladekontakte liegen ungünstig auf der Haut. Es dürfte wohl auch hier früher oder später zu Korrosionen kommen. Wenn auch später. Den Fehler der ersten G Watch, die Kontakte dauerhaft unter Strom zu setzen, wird LG wohl hoffentlich kein zweites Mal machen. Den Umgebungslicht-Sensor hat man auch der G Watch R wieder nicht spendiert. Bedeutet also, dass man die Uhr praktisch immer auf voller Helligkeit betreiben muss, um auch unter schlechten Bedingungen (z.B. direkte Sonne) noch etwas sehen zu können.
Optisch überzeugt die G Watch R auf jeden Fall. Zumindest von weitem. Geht man näher ran, wirkt der dicke Rahmen einfach zu wuchtig für die ansonsten erfreulich kleine Uhr. Auch ist der Rahmen nur reine Show ohne funktionalen Nutzen. Man kann ihn nicht drehen. Zudem sieht man deutlich, dass er aus billigstem Kunststoff gefertigt wurde. LG hätte ihn besser weggelassen.
Angesichts eines angepeilten Verkaufspreises von stattlichen 299 Euro enttäuscht LGs Smartwatch-Interpretation ein wenig. Auch diese Uhr soll es ab Oktober zu kaufen geben.









Ansonsten hatte LG wenig zu bieten. Das G3 gibt es nun auch mit Stylus-Option. Naja...


Da sich ASUS nicht hat blicken lassen, zeige ich noch kurz ein paar Eindrücke an anderen Ständen.

Toshiba hat ein sehr interessantes Chromebook gezeigt. 13" groß, gescheites Display mit IPS-Panel und 1920x1080 Bildpunkten, 4GB RAM, 16GB SSD und eine ordentliche Akkulaufzeit stehen da auf der Haben-Seite des Toshiba Chromebook 2. Dafür kostet der Schoßwärmer auch etwas mehr als üblich. 329 Euro will Toshiba haben. Für 259 Euro gibt das etwas schwächer ausgestattete Modell mit 1366x786er Auflösung und nur 2GB RAM, dessen Akku dann aber auch sportliche 13h durchhalten soll.


Huawei hat dieses Jahr auch ein paar interessante Produkte.
So gibt es das Ascent P7 nun auch in einer Edition mit Saphirglas-Display



und für Fußballfans in einer Arsenal-Edition.




Sehr pfiffig finde ich Huaweis Talkband. Was wie ein gewöhnliches Smartband aussieht, entpuppt sich bei einem Druck auf den unscheinbaren Button als Multitalent. Denn was nur wie ein Smartband aussieht, ist in Wirklichkeit auch ein Bluetoth-Headset, das man mit einem Handgriff entnehmen und sich ins Ohr stecken kann.



Montag, 3. Februar 2014

Einen Monat Sony Smartwatch 2


Etwas mehr als einen Monat bin ich nun stolzer Besitzer dieses technischen Gimmicks. Eine ausreichend lange Zeit für ein ausführliches Fazit, wie ich finde.

Kommen wir gleich zuerst zu den Sachen, die mich stören, bzw. gestört haben.
Da war das Armband. Grundsätzlich mach das Metallarmband die Sony Smartwatch 2 ja erst wirklich hochwertig. Silikon wirkt billig, geht schnell kaputt und man schwitzt darunter. Also wer gibt da nicht gerne die 20-30 Euro mehr aus, um ein hochwertiges Metallarmband mitgeliefert zu bekommen?
Diese Ansicht ist nachwievor gültig, doch muss ich ein großes ABER dahinter setzen.
Das Metallarmband sieht zwar schweinegut aus, aber es ist schwer, unflexibel und selbst nach der Verkleinerung beim Uhrmacher immer noch nicht perfekt. Ich würde mir den Aufpreis wirklich sparen.
Inzwischen ist das Metallmonster einem billigen Nylon-Armband für 6 Euro gewichen. Mit dem Erfolg, dass die Uhr nun über 100g weniger auf die Waage bringt, sich viel angenehmer tragen lässt und trotzdem kein bisschen billiger wirkt. Ganz im Gegenteil. Das Nylon-Armband nimmt der Uhr das wuchtige Erscheinungsbild.
Immer noch stört mich das Fehlen eines Mikrofons. Ganz klar - die nächste Smartwatch hat eins.
Gewöhnt habe ich mich auch an das zugegeben recht pixelige Display. Das und das für meine Bedürfnisse fehlende Mikrophon sind auch wirklich die beiden einzigen wirklichen Schwachpunkte der Sony Smartwatch 2.
Aus meiner jetzigen Sicht nicht mehr ganz so optimal: die ausschließliche Nutzbarkeit unter Android. Nach meinen durchweg positiven Erlebnissen mit meinem iPad Air liebäugel ich ja nun doch inzwischen mit einem iPhone 5S. Allein die Uhr hält mich noch vom Kauf ab. Wer weiß, wozu das vielleicht gut ist. ;-)

Soviel zu den Nachteilen.
Mehr ist es wirklich nicht - also jammern auf ganz besonders hohem Level.


Nun aber zu den positiven Erfahrungen.

Fangen wir mit dem Technischen an.
Das Wichtigste ist natürlich die Akkulaufzeit. Dazu kann ich nur sagen, dass sie absolut in Ordnung geht. Drei Tage sind definitiv immer drin, meist sogar vier. Den fünften Tag erreicht man dann nur noch mit Mühe und tiefrotem Balken. Aufgeladen ist die Uhr in Windeseile. Eine Stunde am USB-Port oder eine halbe am 1000mA-Ladegerät verhelfen dem Akkubalken schon auf die letzte Pixelreihe. Lobenswert ist und bleibt der Standard-Micro-USB-Port. So ein Kabel hat man praktisch überall. Ob im Auto, auf Arbeit oder vom Kollegen oder Kunden ausgeliehen. Jeder der ein Smartphone hat, hat auch solche Kabel rumliegen. Was man sich bei Samsung und Qualcomm wohl dabei gedacht hat, ein proprietäres Ladesystem zu verkaufen, bleibt mir auf Ewig ein Rätsel.

Das Display lässt, abgesehen von der überschaubaren Auflösung, auch nach einem Monat kaum Wünsche offen. Die Lesbarkeit bei normalem Tageslicht und direkter Sonneneinstrahlung ist tadellos, egal ob im aktiven oder inaktiven (transflexiven) Modus. Bei absoluter Dunkelheit (Kino, Bett, Darkroom, Kellerverlies) muss man die Uhr jedoch über den seitlichen Knopf kurz einschalten um die Zeit abzulesen.

Und sonst so?

Die Uhr hat sich gut in mein Leben eingefügt und um es schon einmal vorweg zu nehmen, ohne Smartwatch würde ich nicht mehr aus dem Haus gehen wollen.
Über die Steuersoftware "Smart Connect" hab ich mein Telefon so eingestellt, dass es im Falle einer Verbindung mit der Uhr automatisch in den Lautlos-Modus schaltet. Mit dem Effekt, dass ich mich kaum noch erinnern kann, welchen Klingelton ich überhaupt eingeschaltet habe. Statt nervig zu klingeln, vibriert nun mein Handgelenk und wenn mir gerade nicht nach Telefonieren ist, kann ich mit einer Berührung das Gespräch ablehnen, ohne erst in meinen 100 Taschen das Telefon suchen zu müssen.
Allein diese Funktion macht das Leben ein ganzes Stück ruhiger und entspannter.
Ein weiterer Vorteil ist, dass ich keinen Anruf mehr verpasse, wenn das Telefon im Arbeitszimmer liegt, ich aber gemütlich im Wohnzimmer hocke oder in der Küche rumwusel.

Da ich dienstlich sehr viel unterwegs bin und mein halbes Leben auf grauem Asphalt stattfindet, weiß ich zudem die umfangreichen Benachrichtigungsfunktionen zu schätzen. Eine App ist hier ganz besonders hilfreich - "WatchIt!".
Da die Smartwatch 2 gerne für jede noch so kleine Funktion eine eigene App benötigt, auch nur um Benachrichtigungen anzuzeigen, musste eine App her, die das Notification Center von Android 1:1 auf die Smartwatch spiegelt. Sony bietet so was leider nicht selbst an, aber "WatchIt!"ist gratis und unglaublich mächtig was den Funktionsumfang angeht.
Für jede einzelne App und jeden noch so unbedeutenden Dienst kann man sich die Benachrichtigungen auf die Uhr senden lassen. Das macht die App im höchsten Maße individuell. Meine Liste war anfangs sehr lang und wurde nach einigen Dauermassagen des Handgelenks auf ein erträgliches Minimum reduziert.
Letztlich sind nur "Google Search", "Hangouts" (das ich auch für SMS nutze), Whatsapp und Touch&Travel als Benachrichtigungs-Quellen übrig geblieben. Das genügt mir völlig.
Google Search informiert mich regelmäßig über meinen aktuellen Standort, die Fahrtzeit für den Heimweg, Wetter und fällige Termine, sowie die Fahrtzeit dort hin und wann ich aufbrechen sollte.
Hangouts und Whatsapp informieren mich über eingehende Nachrichten und Touch&Travel erinnert mich daran, dass ich nach meiner Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auch wieder auschecke.
Dabei ist es selbstredend, dass diese Benachrichtigungen nicht nur aus einer bunten Zahl bestehen und ich dann doch wieder zum Smartphone greifen muss, sondern jede einzelne Benachrichtigung im Volltext an der Uhr angezeigt wird.
Kleinere Schwächen erlaubt sich die App jedoch bei Whatsapp und Hangouts, indem sie mit der Nachricht versendete Smileys und Symbole nur als ?? anzeigt.

Auch die anderen installierten Apps wurden mit den Wochen immer weniger.
Übrig geblieben sind nur noch der Kalender, mit dem ich Zugriff auf meine Termine habe und über den ich sogar durch die Termindetails blättern kann, eine GoogleMail-App, die Telefon-App, eine Wetter-App und der Wecker  (alles selbsterklärend, hoffe ich).

Das alles zusammen ist mein kleines "Büro" am Handgelenk. Das Telefon hole ich eigentlich nur noch vor, wenn ich auf SMS/Whatsapp-Nachrichten antworte. Das ginge zwar auch an der Uhr, hat sich aber als nicht praktikabel erwiesen.
Selbst auf dem Heimtrainer zeigt sich die Uhr in Zusammenarbeit mit meinem drahtlosen Headset von ihrer praktischen Seite. Das Telefon bleibt einfach im Arbeitszimmer liegen. Gesteuert wird die Musik über die Uhr und wenn ein Anruf reinkommt, muss ich nicht hastig vom Bock klettern, sondern kann gemütlich weiter radeln.

Als prinzipiell sinnvoll, aber nicht ganz optimal gelöst ist die Warnung, wenn das Smartphone nicht mehr in Reichweite ist. Die Uhr vibriert zwar zweimal, das ist aber manchmal nicht von einem normalen Benachrichtigungs-Vibrieren zu unterscheiden und es fehlt auch eine Display-Benachrichtigung, dass das Telefon außer Reichweite ist. Lediglich die Apps, die eine Verbindung zum Smartphone benötigen, wechseln ihre Farbe hin zu Grautönen. Das ist aber erstens bei ungünstigen Lichtbedingungen recht schwer auszumachen und zweitens doof, wenn man auf der ersten Seite keine Apps hat, die eine permanente Verbindung zum Telefon benötigen.
Hier hätte ich mir eine klarere Anzeige gewünscht, doch ist dieses Feature am Ende auch nicht kriegsentscheidend. Möglicherweise gibt es ja auch eine 3rd-Party-App, die genau diese Funktionalität nachrüstet.



Und wozu nun das Ganze?
Nun ja. Was mir wohl am drastischsten auffällt ist, dass ich mein Smartphone immer seltener raus hole. Was ich wissen will und wissen muss, steht jetzt auch auf meiner Uhr. Und es wirkt in Gesellschaft deutlich weniger unhöflich, wenn man gelegentlich auf die Uhr sieht, statt ständig am Smartphone rumzufingern.
Das Telefon nehme ich tatsächlich nur noch zur Hand, wenn ich es wirklich brauche. Beispielsweise um ausfühlich Nachrichten zu lesen, auf Google Plus zu schmökern, ein Spiel zu spielen, oder mit dem Weibchen bei der Arbeit nebenher über die Abendgestaltung zu chatten.
Termine, Uhrzeit, verpasste Anrufe, Wetterbericht usw., also die ganzen häufigen Kurzbesuche am Smartphone sind inzwischen passé. Alles was ich über den Tag wissen muss, hab ich stets am Handgelenk. Für mich und in meiner ganz speziellen beruflichen Situation, ist das eine enorme Vereinfachung meines Alltags. Nicht jeder wird die gleichen Erfahrungen sammeln. Für manch einen mag eine Smartwatch wie eine zusätzliche Belastung erscheinen und dann ist sie es vermutlich auch.

Unterm Strich bin ich glücklich.
Nach meinem ersten Smartphone vor etwa 4 Jahren ist die Smartwatch das erste Gimmick, das mir wieder einen tatsächlichen Mehrwert bietet. Keinen Mehrwert an verfügbaren Informationen, aber einen Mehrwert an - ja man kann durchaus Lebensqualität sagen. Ich bin für mich selbst spürbar weniger auf mein Smartphone fixiert als zuvor und ich empfinde es auch als besonders angenehm, dass das Telefon nicht mehr klingelt.

Die Sony Smartwatch 2 erhält von mir beide Daumen nach oben. Smartwatches sind eine sinnvolle Erfindung. Durchaus mit Schwächen, aber auch mit ordentlich viel Potential und eine wirklich sinnvolle Ergänzung zum Smartphone.


Ausblick:
Ich bin gespannt, was künftig von anderen Herstellern in dem Bereich kommt.
Von Apple erwarte ich nicht weniger als die schönste Smartwatch der Welt. Zum Herbst soll es ja endlich soweit sein.
Samsung und Qualcomm haben mich mit ihren Erstlingswerken auf ganzer Linie enttäuscht. Beide Hersteller geben allerdings auch zu, dass die erste Generation nur ein Testballon ist und man die gewonnenen Erfahrungen in die jeweils nächste Generation einfließen lassen möchte.
Die neue Pebble mit Metallgehäuse und -armband hat außer 50 US$ Mehrpreis dieses Mal keine Neuerungen geboten, allerdings ist die Pebble auch von Anfang an sehr gut durchdacht gewesen und bietet kaum Schwächen. Das App-Angebot ist gigantisch, die Akku-Laufzeit absolut tadellos, das Design zeitlos und gesellschaftstauglich und sie punktet als einzige Smartwatch am Markt mit iOS-Kompatibilität. Ein Farbdisplay stünde ihr noch gut, dann wäre sie vermutlich perfekt.

Freitag, 27. Dezember 2013

Sony Smartwatch 2

(Dem geschenkten Gaul ins Maul geschaut)



Es war ein Weihnachtsgeschenk von meiner Frau und meiner Schwiegermama. Das ist aber kein Grund, dieses Gadget nicht dennoch einem kritischen Blick zu unterwerfen. Eigentlich wollte ich sie mir schon längst selbst kaufen, da ich nach langer Recherche die Smartwatch 2 von Sony für die aktuell gelungenste Smartwatch-Interpretation halte. Um so schöner war die Überraschung, das schnuckelige Gadget unterm Weihnachtsbaum gefunden zu haben.





Unboxing

Die SW2 kommt in einem schwarzen Kunststoffwürfel (für die Mathematiker unter euch: genau genommen ist es ein Quader) mit transparenter Front. Das sieht schon mal recht schlicht und edel aus.
Im Innern der Verpackung gibt sich Sony genau so schlicht. Die Uhr selbst ist auf einen Hartschaumstoff-Klotz gespannt und lässt sich einfach herausnehmen. In einem Kistchen darunter findet man nur noch ein etwa 10cm langes kurzes Micro-USB-Ladekabel und 6 kleine Faltblätter mit Schnellanleitung und Betriebshinweisen in 4 Sprachen (Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch).
Auf ein Netzteil wurde bewusst verzichtet, was ich positiv bemerken möchte, denn USB-Netzteile stapeln sich hier inzwischen bis unters Dach.
Wo ich einerseits eigentlich ein großer Freund übersichtlicher Verpackungsinhalte bin, so habe ich hier andererseits doch auch zwei Kritikpunkte anzumerken. Zum einen ist das Ladekabel extrem kurz und in der Form eigentlich unbrauchbar. Zum anderen fehlt bei der Variante mit Metallarmband ein Werkzeug und eine Anleitung zum Entfernen einzelner Glieder. Dass die Stifte herausgeschlagen statt herausgedreht werden müssen, ist nämlich nicht gleich ersichtlich. Am Uhrmacher führt hier selbst bei handwerklich begabten Naturen kein Weg vorbei. 10min Wartezeit und 3,50 Euro später war mein Armband dann um 2 Glieder kürzer. Passt jetzt fast perfekt! Nur soviel vorweg: ich werde wohl trotzdem mittelfristig ein anderes Armband kaufen.

Hardware

Sony selbst gibt sich bei den technischen Daten wortkarg und liefert beim Gewicht teils widersprüchliche Angaben, also war etwas eigene Recherche nötig.

Abmaße: 42x41x9mm
Gewichte:
 - 23,5g (nur die Uhr, selbst ermittelt)
 - 41g (Uhr mit Silikonarmband, Herstellerangabe)
 - 132g (Uhr mit Metallarmband, selbst ermittelt)
Prozessor: 180MHz ARM Cortex-M4 von STMicro
RAM: unbekannt
Display: transflexives TFT-LCD mit 1,6 Zoll, 176x220 Bildpunkten (176 ppi) und 16Mio. Farben
Displayglas: Kratzschutz unbekannt
Gehäuse: Aluminium-Rahmen, schwarz anodisiert
Armband: 24mm breites, beliebig austauschbares Standard-Armband
Akku: 3,7V, 225 mAh für bis zu 7 Tage Nutzungsdauer (3-4 Tage bei normaler Nutzung)
Schnittstellen: Bluetooth 3.0, Micro-USB 2.0 und NFC
Sensoren: Beschleunigung, Annäherung, Umgebungslicht und ein Kompass
App-Angebot: Dank Abwärtskompatibilität zum Vorgängermodell weit über 200 verschiedene Apps
Betriebssystem: angepasstes Android (Version unbekannt)
Besonderheiten:
- gemäß Schutzklasse IP57 gegen Staub und zeitweiliges Untertauchen (30min bei 1m Wassertiefe) geschützt
- funktioniert mit nahezu allen Android-Geräten ab Android 4.0


Erste Überlegungen


Sonys Smartwatch 2 ist mit teilweise schon deutlich unter 150 Euro Straßenpreis eine der eher günstigeren Smartwatches. Vergleichen wir sie doch mal mit der in Deutschland aktuell kaufbaren Konkurrenz.

Pebble
Die Pebble kostet um die 220 Euro. Sie hat ein kleineres und niedriger auflösenderes Display, allerdings nutzt das Display eInk, ist also nur schwarz/weiß. Bluetooth gibt es hier schon in Version 4.0 mit Low Energy Profile und das Armband ist ebenfalls austauschbar. Die Pebble ist zudem deutlich kleiner als die Sony SW2 und mit knapp unter 40g ebenfalls sehr leicht. Trotz aller Stromsparfunktionen (eInk, BT 4.0) kommt sie leider auch nur auf eine Laufzeit von 5-7 Tagen. Die Pebble hat den unbestreitbaren Vorteil, neben Android auch unter iOS betrieben werden zu können. Sie ist also die derzeit einzige Smartwatch für iPhone-Besitzer. Der ganz dicke Nachteil ist das derzeit noch recht beschränkte App-Angebot. Dafür gibt es aber ein Framework mit dem man sich kinderleicht eigene Watchfaces (Ziffernblätter) erstellen kann, was die Pebble sehr individuell macht.
Die Pebble in Deutschland zu bekommen, geht derzeit nur über den Privatkauf in den USA oder über kleinere Importeure. Einen offiziellen Verkaufsstart für Europa gab es bislang nicht.

Samsung Galaxy Gear
Inzwischen auch auf einen Straßenpreis von um die 250 Euro gefallen, ist diese 80g-Umschnallhantel aus der Muckibude auch in Sachen technische Daten ein richtiges Schwergewicht. 320x320 Pixel AMOLED-Display (leider wieder nur PenTile-AMOLED), 800MHz Prozessor mit 512MB RAM, 4GB Flashspeicher, 2MPx-Kamera und Bluetooth 4.0 stehen hier auf der Habenseite. Dass es Samsung dennoch geschaft hat, dass sich die Uhr auch nach dem drölften Update noch nicht ruckelfrei bedienen lässt, ist fast schon gute Tradition. Die dicke Hardware zeigt sich somit vor allem im Stromverbrauch. Samsung selbst gibt magere 2 Tage Akkulaufzeit an. Meist kommt man bei normaler Nutzung aber wohl gerade so über einen Tag. Die Uhr muss also jeden Abend ans Ladegerät in die proprietäre Ladeschale. Ein weiterer Nachteil: die Gear arbeitet nur mit einer handvoll Samsung-Telefonen zusammen. Anfangs nur zum Note 3 kompatibel, wurden später auch die Modelle Galaxy S3, S4, Note 2 und Note 10.1 nachgeschoben. Ob weitere ältere Modelle hinzukommen ist bei Samsungs Update-Politik fraglich. Entsprechend der kleinen potentiellen Käuferschicht ist auch das App-Angebot sehr übersichtlich. Die wenigen existierenden Apps sind allerdings durchweg sehr ordentlich.
Ein weiterer Showstopper ist das Armband. Dieses Verschleißteil Nr.1 jeder Uhr ist, dank der eingebauten Kamera, nicht austauschbar. Aus Silikon ist es trotzdem. Ein kleiner Riss im Armband wird da schnell zum finanziellen Fiasko. Ebenfalls mindestens unschön: ohne verbundenes Samsung-Smartphone kann die Uhr genau nix. Es gibt keinen Standalone-Modus.
Vorteile hat die Gear freilich auch. Dank eingebautem Mikro und Lautsprecher lassen sich Telefongespräche direkt an der Uhr führen und die Steuerung einiger Funktionen per Sprache (S-Voice) ist ebenfalls möglich. Auch kann die Uhr (im Gegensatz zur Sony SW2) akustische Signale abgeben und nicht nur vibrieren. Die 2MPx-Autofocus-Kamera reicht im doppelten Wortsinn für einfache Schnappschüsse aus dem Handgelenk und 720p-Videos mit maximal 15s Laufzeit.
Die Galaxy Gear liegt trotz zahlreicher Schnäppchen-Aktionen Samsungs wie Blei in den Regalen. Aus technischer Sicht derzeit sicherlich eine der interessantesten Smartwatches am Markt, doch Samsung hat sich das Geschäft durch die Zwangsverbundelung mit hauseigenen Telefonen, der proprietären Ladeschale und auch der indiskutablen Akkulaufzeit selbst verhagelt. Die Techblogs dieser Welt sind voll mit vernichtenden Urteilen. So was kauft am Ende keiner mehr.

Weitere Modelle

Die Sony Smartwatch, also das Vorgängermodell der SW2, ist mit der SW2 uninteressant geworden. Mit einem Straßenpreis von unter 80 Euro ist sie vielleicht noch was für Sparfüchse. Auf ein transflexives Display muss dann allerdings verzichtet werden, staub- und wasserdicht ist sie auch nicht und das Ladekabel proprietär. Sony hat allerdings Mitte des Jahres die Firmware für Entwickler freigegeben, was den geneigten Bastler durchaus einige Wochenenden von der Familie fernzuhalten vermag.
Die MyKronoz ZeNano (130 Euro) wird zwar als "Smartwatch" verkauft, hat aber einen äußerst beschränkten Funktionsumfang, der über Telefonieren und Sprachnotizen nicht hinausgeht.
Selbiges gilt für die Cookoo Watch, die eigentlich eine ganz normale, mechanische Quarz-Uhr mit simpler Benachrichtigungsfunktion ist. Manchem reicht genau das völlig aus.
Die Qualcomm Toq ist ein sehr interessantes Modell mit spannender Hardware, wird aber derzeit meines Wissens nur in den USA vertrieben und ist mit 350 US$ auch noch mal eine ganze Spur teurer als die Samsung Gear und Sony Smartwatch. Dafür mit dem hochauflösenden Mirasol-Display auch ein echter Langläufer.
Apples iWatch ist immer noch ein Gerücht. Ein bestätigtes zwar, aber noch ohne Hinweise auf Hardware, Design und Funktionsumfang. Die wenigen Menschen, die einen Prototypen der iWatch bereits sehen durften, sind allerdings hellauf begeistert. Hier könnte sich das Warten tatsächlich lohnen.
Googles Nexus Gem ist auch der Gerüchteküche noch nicht entkommen. Lediglich einige zugängliche Patentschriften und ein in Android gefundener Gerätenamen lassen eine Google-Smartwatch namens "Gem" erahnen. Konkretes gibt es, wie bei Google üblich, erst 4 Wochen nach dem Verkaufsstart.
Die von Pearl vertriebene Simvalley Mobile lasse ich mal direkt unbeachtet. Das Ding ist ein mehr oder weniger vollwertiges Smartphone im Uhrenformat und spielt entsprechend in einer ganz anderen Liga.
Dasselbe gilt für die Neptune Pine. Ein interessantes Projekt, das sein Fundingziel schon innerhalb weniger Stunden erreichte. Doch auch hier handelt es sich um ein vollwertiges Smartphone im Uhrenformat und einen ziemlich gewaltigen Prügel.

Na denn mal los

Einzuschalten ist die Uhr mit einem längeren Druck auf den einzigen Knopf am Gerät. Sonys klassischer Silberknopf, wie man ihn schon von hochwertigen Xperia-Geräten kennt.
Das Koppeln der SW2 mit dem Smartphone ist lt. Anleitung kinderleicht. Wer ein NFC-fähiges Smartphone besitzt, braucht die Uhr nur an das Smartphone halten und dem weißen Kaninchen den Bildschirmanweisungen folgen.
Das hat in meinem Fall irgendwie nicht geklappt. Mein Nexus 4 wollte partout nicht per NFC mit der Smartwatch kommunizieren. Warum das so war, habe ich nicht näher erforscht. Also fix ins Bluetooth-Menü, neue Geräte suchen, Smartwatch auswählen, zwei Sekunden warten, fertig. Die NFC-Kopplung wäre natürlich geekiger gewesen.
Anschließend sind noch zwei Apps (auf vorbereiteten Sony-Geräten nur eine) herunterzuladen und schon kann es losgehen. Die eine App ist "Smart Connect", eine App, die auf vielen Sony-Geräten schon vorhanden ist und die Steuerung aller angeschlossenen Bluetooth-Geräte übernimmt. Die andere App heißt "SmartWatch 2" und ermöglicht die Konfiguration der Smartwatch, wie bspw. das Hochladen und Einstellen der Apps, Firmwareaktualisierungen, etc. pp.




Sony selbst gibt an, dass einige mitgelieferte Apps, wie bspw. "Call Handling", nur mit Sony-Geräten funktionieren. Ich konnte mit meinem Nexus 4 jedoch keine Funktionseinschränkungen feststellen. Möglicherweise sind inzwischen eine Updates gelaufen, die diesen Mangel behoben haben. Schließlich ist die Uhr ja derweil schon 6 Monate am Markt.

Der erste Gehversuch mit der Uhr ist die Auswahl eines schönen Ziffernblatts, auch Watchface genannt. Sony selbst liefert 10 mehr oder weniger schöne Watchfaces mit. Mit Ziffernanzeige oder klassischem Zeiger, mit oder ohne Datum, schwarz auf weiß, oder weiß auf schwarz. Da ist für jeden was dabei. Sekundenzeiger gibt es mit Rücksicht auf die Akkulaufzeit nicht. Wer farbige Watchfaces möchte, findet sein Seelenheil ganz gewiss im Play Store.


Display

Mit seinen 1,6 Zoll und einer Auflösung vom 220x176 Bildpunkten gehört das Display der SW2 mit seinen 176ppi zu den etwas schächer auflösenden Displays auf dem Smartwatch-Markt. Icons und Text versprühen den Charme der allerersten Handys mit Farbdisplay. Texte und Bilder sind gut zu lesen, wirken aber teilweise sehr pixelig. Fotos sehen den Umständen entsprechend sehr gut aus. Bei der Farbtreue muss man keine großen Abstriche machen.
Da Sony auf ein ganz traditionelles TFT-LC-Display gesetzt hat, sind die o.g. Einschränkungen technisch bedingt und ein Teil des Kompromisses, den man bei Smartwatch-Displays immer wieder eingehen muss. Die Zahl der sinnvollen Technologien, die den Spagat zwischen Auflösung und Akkulaufzeit bewerkstelligen können, ist leider noch sehr beschränkt.
Die LCD-Technologie bietet die Möglichkeit eines transflexiven Displays. Hier ist nicht nur die Bilddarstellung selbst sehr energiesparend, sondern kommt bei großen Kontrastunterschieden (z.B. schwarz/weiße Ziffernblätter) auch ohne zusätzliche Hintergrundbeleuchtung aus.
Weitere sehr sinnvolle Ansätze gibt es mit eInk (Pebble) oder Mirasol (Qualcomm Toq) die ihren Bildschirminhalt ganz ohne Stromversorgung aufrecht erhalten können. eInk hat aber den Nachteil der reinen Schwarz/Weiß-Darstellung. Mirasol kann zwar Farbe, ist aber auch derzeit noch eine sehr teure Technologie.
Samsung nutzt AMOLED und hat damit den Vorteil der hohen Auflöung auf seiner Seite, kämpft aber mit geringen Akkulaufzeiten.

Aus heutiger Sicht sehe ich Mirasol mittelfristig als die Technologie der Wahl, wenn es um Wearables wie Smartwatches und Datenbrillen geht. Für einen breiten Einsatz sollten aber die Produktionskosten solcher Displays deutlich sinken.

Langfristig könnten Ferroelektrische LCDs (FLCD) vielleicht die Lösung sein.


Geschwindigkeit / Bedienung

Die SW2 kann pro Display-Seite sechs App-Symbole anzeigen, die Anzahl der Seiten scheint dabei unbegrenzt zu sein. Das Scrollen zwischen den Seiten per seitlicher Wischgeste erfolgt schnell und ohne spürbare Ruckler.
In der Kopfleiste erfährt man stets den ungefähren Akustand, sieht auf welcher Display-Seite man sich befindet, ob die Bluetooth-Verbindung zum Telefon steht und die Uhrzeit. Mit einem Wisch von oben nach unten erhält man Zugriff auf die letzten eingetroffenen Benachrichtigungen.
Unter dem Display findet man die bekannten 3 Navigationssymbole von Android wieder. "Zurück", "Home" und "Menü" haben dieselbe Funktion, wie man sie auch am Telefon kennt. Dabei ist auch an der Uhr zu beachten, dass nicht jede App die gebotenen Funktionen auch nutzen muss. Die meisten tun es, eine einheitliche Design Guideline findet man aber nicht.

Apps

Letztlich steht und fällt eine Smartwatch jedoch mit den verfügbaren Funktionen in Form von Apps.
Die SW2 kommt von hause aus mit lediglich 4 vorinstallierten Apps daher. "Alarm", "Stopwatch", "Timer" und "Flashlight". Die Namen sind soweit selbsterklärend. Flashlight dürfte hier die sinnloseste App sein. Die SW2 hat keine wirkliche Taschenlampenfunktion, die App macht lediglich den Bildschirm komplett weiß und dreht die Beleuchtung auf Maximum. Das reicht, um im Vollrausch den Zündschlüssel ins Schloss zu friemeln, zu mehr aber nicht. Wer im Wald eine Leiche zerteilen muss, sollte sich nicht auf diese Uhr verlassen.
Wer diese vorinstallierten Apps nicht nutzen möchte, kann sie im Einstellungs-Menü einfach ausblenden. Alle weiteren Apps findet man im Play Store oder bequem über die Suchfunktion in der Smartwatch-App am Telefon. Zahlreiche Apps sind kostenlos, viele aber auch kostenpflichtig. Vor allem weitere Watchfaces lassen sich die Entwickler gerne fürstlich entlohnen.

Die Installation von Apps erfolgt ganz bequem über die Smartwatch-App. Die Deinstallation ist allerdings etwas fummeliger. Da viele Smartwatch-Apps nicht im App-Drawer des Telefons erscheinen, muss man sich hier etwas umständlich durch die App-Liste in den Settings am Telefon wühlen. Ein "Uninstall"-Button in der Smartwatch-App wäre hier ein wünschenswertes Feature.

Nach einigen Tagen herumprobieren, haben sich einige Apps als sinnvoll und empfehlenswert herausgestellt. Alle vorgestellten Apps sind kostenlos.

Call Handling
Originale Sony-App, die das Annehmen und Ablehnen von eingehenden Gesprächen ermöglicht und über Dial Pad oder Kontaktliste eigene Anrufe initiieren kann. Telefoniert wird mangels Mikrofon und Lautsprecher jedoch weiterhin über das Smartphone oder Headset.

WatchIt!
Die vermutlich wichtigste App stellt Notifications aller am Smartphone installierten Apps und Systemdienste an die Smartwatch weiter. Kann umfangreich konfiguriert werden. Der General-Ersatz für alle Apps, die es noch nicht gibt. Funktioniert hervorragend mit Hangouts, Whatsapp und Google Search/Google Now.

Calendar
Wird wohl meine zweitwichtigste App. Das fängt schon morgens mit dem Programmieren des Auto-Navis an, geht vor der Tür meines Kunden weiter (wie heißt noch mal mein Ansprechpartner?) und endet beim Kunden selbst mit der Frage, was ich dort überhaupt machen soll. Bislang alles Situationen, in denen ich mein Smartphone brauchte. Aus der Tasche fingern (in welcher ist es?), Einschalten, Bildschirmsperre aufheben (nerviger 6-stelliger Code), dabei dreimal vertippen, Kalender-App öffnen, Termin öffnen, zu den Details scrollen.
Das fällt jetzt alles weg. Mit genau 4x drücken bin ich nun bei den gewünschten Informationen. Das wird für mich ganz sicher eine ordentliche Arbeitserleichterung und kann nur noch Google Glas getoppt werden.

Weather
Kleine Wetter-App, die das aktuelle Wetter grafisch anzeigt und in Textform die Vorhersage der nächsten 3 Tage.

QuickCalc
Taschenrechner App mit vielen Funktionen.

ModeChanger
Ermöglicht es, die Betriebsmodi des Smartphones zwischen "Normal", "Leise" und "nur Vibration" umzuschalten.

Gmail
Einfacher GMail-Client. Ermöglicht das Lesen eingehender Mails von einem eingerichteten GoogleMail-Konto. Mails werden hier vollständig, allerdings ohne grafische Inhalte angezeigt.

Missed Call
Weist auf entgangene Anrufe hin. Sinnvoll, wenn das Telefon auf Lautlos gestellt ist.

Slideshow
Kann durch die Bildergalerie auf eurem Smartphone blättern und zeigt die Bilder auf der Uhr an. Funktioniert erstaunlich gut.

Music Player
Steuert den Music Player auf eurem Smartphone.

Tic Tac Toe
Was wäre ein Gadget ohne Spiele? Tic Tac Toe ist eine kurzweilige Umsetzung des bekannten Spiels. Leider ohne KI-Gegner, aber in Bus oder Bahn ein witziger Zeitvertreib mit Aufmerksamkeitspotential.

Weitere Apps müssen sich erst noch im Alltag beweisen. Die schiere Masse macht es auch einfach unmöglich, alle zu testen. Das Angebot lässt aber ganz sicher keine Wünsche offen. Da Sony die APIs zur freien Verfügung stellt, kommen fast täglich neue Apps hinzu.

Das Sortieren der Apps am Bildschirm hat Sony weniger gut gelöst. Man hat die Wahl zwischen einer alphabetischen Sortierung und einer automatischen Sortierung nach Nutzungshäufigkeit. Eine manuelle Sortierung ist leider nicht vorgesehen.
Aufgrund des recht langsamen Prozessors überraschen einige Apps, wie bspw. der Kalender, mit ungewohnten Ladezeiten von durchaus mal 1-2 Sekunden. Das ist nicht unbedingt nervig, aber eine erwähnenswerte Schwachstelle.


Der Akku

Bei jedem mobilen Gadget ist es die Gretchenfrage: "Heinrich, wie hältst du es mit der Religion Akkulaufzeit?"
Die ist tadellos. Jetzt, nach knapp 3 Tagen intensiver Spielerei und einem noch fast jungfräulichen Akku, hab ich noch über 40% Kapazität zur Verfügung. Nach einigen weiteren Ladezyklen und wenn ich meine Spiel-Phase überwunden habe, gehe ich von einer realistischen Laufzeit von 4-5 Tagen aus.
Das Aufladen selbst geht erfreulich schnell und dauert deutlich weniger als eine Stunde.

Verarbeitung und Design

Am Design kann man eigentlich nicht meckern, es ist halt Geschmackssache. Sony lehnt sich ganz eng an das Smartphone- und Tablet-Design der Xperia Z Modellreihe an. Es ist also schwarz, kantig und mit dem bekannten großen Silberknopf. Das ist nicht jedermanns Geschmack. Meinen hat es allerdings ganz gut getroffen. So wirkt der schlaue Chronograph wenigstens nicht wie aus dem Kaugummiautomaten gezogen. Ein Eindurck, der bei Kunststoff-Uhren ganz schnell mal aufkeimt. Die Uhr ist auch für schmalere Arme nicht zu klobig, das Zeug zur eleganten Damenuhr hat sie aber nicht und wirklich edel ist auch anders. Sie wirkt, vor allem in Verbindung mit dem schweren Metallarmband, sehr modern und versprüht einen sehr kalten, funktionalen, technischen Charme.
Das Armband ist sowieso ein Thema für sich. Es besteht aus schwarz eloxiertem Edelstahl, sieht fraglos gut aus und fühlt sich auch verdammt hochwertig an, ist allerdings auch ziemlich starr und unflexibel. Es passt sich also nur sehr widerwillig an die Form des Arms an. Auch ist es mit fast 110g sehr schwer. Mehr als viermal so schwer wie die eigentliche Uhr.
Wenn man mich jetzt im Nachhinein fragt, kann man sich 20 Euro sparen und die Version mit Silikon-Armband kaufen, denn über kurz oder lang wird man sich für die Uhr wohl ein eigenes Armband zulegen.
Sehr schlau von Sony war es aus meiner Sicht, nur den Rahmen in Aluminium zu produzieren. Das Uhrgehäuse selbst ist komplett aus Kunststoff gefertigt und per Klemmpressung in den Rahmen montiert. Es benötigt also nicht mehr als etwas Hitze an den richtigen Stellen und die Uhr kann dem Rahmen wieder entnommen werden. Das ist gut für ein späteres Recycling und spart auch ne ganze Menge Gewicht.

Reparierbarkeit

In der ganzen Uhr gibt es keine austauschbaren Komponenten. Der rückseitige Deckel kann zwar mit etwas Aufwand entfernt werden um bspw. einen defekten oder gealterten Akku zu tauschen. Display, Glas und Platine sind aber mit dem Gehäuse verklebt. Hier ist nichts selbst zu reparieren. IFixit hatte die Uhr noch nicht in den Fingern, ich propezeihe jedoch keine Wertung jenseits von 3/10 Punkten.


Komme ich nach wenigen Tagen also zu einem ersten Fazit:

Sony ist die Smartwatch 2 recht gut gelungen. Zumindest hat man nach meiner Ansicht die richtigen Kompromisse gefunden. Sie ist nicht sonderlich schnell und das Display ist jetzt nicht mehr unbedingt auf der Höhe der Zeit, dafür hält der Akku vergleichsweise lange durch und lässt sich mit jedem normalen Smartphone-Ladegerät aufladen. Das App-Angebot ist gigantisch und praktisch konkurrenzlos.
Für eine möglicherweise dritte Ausgabe der Smartwatch würde ich mir Bluetooth 4.0 mit Low Energy Profile wünschen. Auch die Implementierung eines Mikrofons und eines kleinen Lautsprechers zum Telefonieren, aber auch für Googles Sprachsuche, wäre eine recht sinnvolle Erweiterung.
Die Anzahl der vorinstallierten Watchfaces könnte gerne etwas üppiger sein um noch mehr Individualität in die Anzeige bringen zu können. Eine Art Watchface-Baukasten, wie bei der Pebble, wäre natürlich ideal.
Rund rum gefällt die Smartwatch 2 ausgesprochen gut. Nach meiner persönlichen Ansicht bietet sie derzeit das stimmigste Smartwatch-Konzept.

Die ganz große positive Überraschung war, dass ich mich schnell an die Uhr gewöhnt habe und sie trotz des schweren Metallarmbandes nicht als Fremdkörper wahrnehme. Dazu muss man erwähnen, dass ich bestimmt 20 Jahre lang keine Armbanduhr mehr getragen habe und entsprechend skeptisch war.


Positiv:
- sehr gute, hochwertige Verarbeitung
- geringes Gewicht (wenn man nicht das Modell mit Metallarmband nimmt)
- ordentliche Akkulaufzeit
- Uhrzeit auch im inaktiven Modus sehr gut ablesbar
- gigantisches App-Angebot
- Kompatibilität zu fast allen Android-Smartphones

Negativ:
- Display mit recht schwacher Auflösung und einem Flair von 2003
- manche Apps mit langen Ladezeiten
- nur wenige Watchfaces im Lieferumfang
- Apps können nur alphabetisch oder nach Nutzungshäufigkeit sortiert werden
- Mikrofon und Lautsprecher wären schön gewesen

Sonntag, 22. Dezember 2013

Ein paar Worte zum iPad Air

Ich hab ja eine Weile überlegt. Will ich wirklich ein 10"-Tablet haben und wenn ja, soll es ein weiteres Android-Gerät werden, oder zur Abwechslung mal ein iPad? Das Einzige was wirklich nie in Frage kam war ein Gerät mit Windows oder gar Windows RT. Dieses Betriebssystem gibt mir absolut nichts. Zudem ist es eine Welt, zu der ich die Brücken hinter mir längst abgerissen habe. Innovationen finden längst woanders statt. 

Da sich hier in meinem kleinen Reich die grünen Roboter ganz gut mit den angebissenen Äpfeln vertragen, der Android-Zoo hier ohnehin etwas überrepräsentiert ist und Google kein aktuelles 10"-Tablet im Regal hat, durfte also mein erstes _eigenes_ iOS-Gerät hier bei mir einziehen.



Ausstattung, Technik und Preise

Bei der Farbauswahl bleibt Apple bewährt konservativ. Das iPad Air bietet man in silver (silberner Rahmen, weiße Front) und in spacegray (Rahmen dunkelgrau, schwarze Front) an. 
Beide Modelle gibt es jeweils als reine WiFi-Modelle oder mit LTE-fähigem Mobilfunk. Für das LTE-Modul ruft Apple 120 Euro Aufpreis auf.
Die Speicheroptionen reichen von 16 über 32 und 64 bis 128GByte. Jede Speicherverdopplung schlägt dabei mit einem Aufpreis von 90 Euro zu, was dem 128GB-Modell den günstigsten Pro-GB-Preis beschert. Eine Speichererweiterung mit Speicherkarten ist auch diesmal nicht vorgesehen.
Das Basismodel (16GB, WiFi) startet mit einem Preis von 479 Euro. Das Preismaximum liegt bei 869 Euro für das LTE-Modell mit 128GB.

Von Farbe und Speichergröße abgesehen ist ein iPad Air wie das andere. Allen gemein ist das 9,7" große IPS-Display mit einer Auflösung von 2048x1536 (264ppi) aus dem Hause LG und auch dem 4:3 Formfaktor bleibt Apple weiterhin treu.

Das Air ist 24cm hoch, knapp 17cm breit und 7,5mm dünn - noch mal 1,1mm weniger als das Nexus 7 (2013). Beim Gewicht hat Apple ordentlich abgespeckt. Fast 200g weniger als Vorgänger ergeben ein Leichtgewicht von 469g (LTE-Geräte wiegen 9g mehr) und damit noch mal 25g weniger als das bisher leichteteste 10"-Tablet, das Sony Xperia Tablet Z mit 494g. Das dünnste Tablet ist das Sony aber immer noch. Hier begnügt sich Apple mit dem 2. Platz.

Im Innern werkelt der aus dem iPhone 5S und dem iPad Mini Retina bekannte A7-Prozessor, der sich auch im iPad durch seinen Motion-Coprozessor M7 unterstützen lässt. Die Taktfrequenz liegt beim iPad Air mit 1,4Ghz allerdings 100MHz über der des IPhone 5 und iPad Mini.

Beim A7 handelt es sich um einen der ersten mobilen 64Bit-SoCs. Es ist ein Dualcore-Prozessor mit Quadcore-Grafikeinheit. Apple verspricht 100% Leistungszuwachs gegenüber dem Vorgängermodell und kann diese Aussage auch real vorweisen. Die Gründe dafür dürften allerdings nicht im 64Bit-Prozessor zu suchen sein. Selbst mit gut angepassten Anwendungen ist durch die Verdoppelung des Datenbusses mit maximal 50% Zuwachs zu rechnen. Der Geschwindigkeitszuwachs zeigt sich nämlich auch in älteren, nicht optimierten Anwendungen deutlich. Somit scheidet die Architekturänderung als Hauptursache höchstwarscheinlich aus. Viel wahrscheinlicher sind Optimierungen auf Seiten der Grafik-Kerne, die lt. PowerVR-Datenblatt schlicht und ergreifend die dreifache Grafikleistung erbringen. Sowie durch die Entlastung der CPU resultierend aus in den M7-Coprozessor ausgelagerter Funktionen.

Die WLAN-Kommunikation mit der Außenwelt wird erstmals auch bei Apple durch MiMo-Antennen optimiert. MiMo steht für Multiple Input / Multiple Output, was bei einer kompatiblen Basis-Station (bspw. FritzBox) einen 50% höheren Datendurchsatz ermöglicht. In der Android-Welt ist MiMo schon länger im Einsatz. Als Beispiele seien das Nexus 7 (2013) und das Nexus 10 genannt. 

Auf den im Desktopbereich inzwischen üblichen WLAN-Standard IEEE802.11ac (1,3Gbit/s Brutto-Datenrate) muss man bei Apples Mobil-Geräten noch verzichten.
Bluetooth 4.0 ist obligatorisch, wie auch die Positionsbestimmung über GPS und GLONASS. NFC gibt es hingegen nicht und auch kein induktives Aufladen.
Die Akkulaufzeit gibt Apple mit 10h (WLAN) bzw. 9h (Mobilfunk) an. Real liegt sie nach zahlreichen Testberichten sogar noch höher.


iPad Air, 32GB, WiFi, silver

Eindrücke

Nun aber zu meinen ersten Eindrücken. Ein paar Tage durfte sich das Gerät nun bei mir einleben und ich mich daran gewöhnen.
Entschieden habe ich mich für das meist gekaufte Modell mit 32GB und ohne LTE. Der Preis lag bei 569 Euro und damit 70 Euro über dem Nexus 10 in gleicher Ausstattung, bzw. 90 Euro über dem Sony Xperia Tablet Z. Beides Vorjahresgeräte, aber die einzigen, die ich als Alternative im Auge gehabt hätte.


Haptik

Also wenn Apple etwas kann, dann Geräte, die sich saugut anfühlen. Der +Sascha Pallenberg von Mobilegeeks nannte es in seinem Bericht "sexy" und er hat wahrlich nicht übertrieben. 
Es ist kalt, hart und edel.
Ohne Frage kann ich auch dem warmen und aufgerauten Kunststoffgehäuse eines Nexus 7 oder Nexus 5 einiges abgewinnen. Beides ist auf seine Art schön und fühlt sich gut an.
Haptik ist mir persönlich sehr wichtig. Ein Gerät das ich jeden Tag in der Hand halte, sollte sich nicht wie ein Spielzeug aus dem Kaugummiautomaten anfühlen. Schon gar nicht, wenn ich dafür einen Preis bezahlt habe, mit dem ich ein Kaugummiautomatenimperium hätte gründen können.